“Ein treues Abbild von meinem Steiß
vermach ich der schwäbischen Schule“
Straßennamen können viel über die Geschichte einer Stadt erzählen: Heinrich-Heine-Höhe, Richard-Wagner-Straße 28, 70184 Stuttgart: Hoch über Stuttgart nahe der Staatskanzlei in der Villa Reitzenstein gibt es diese erstaunliche Adresse. Der von den Nazis geschmähte und zensierte Jude Heine in enger Verbindung zum Antisemiten Wagner? Wie kam es dazu? Die ursprünglich nach Heinrich Heine benannte Straße wurde eilends im Mai 1933 zur Richard-Wagner-Straße umbenannt. Im Unterschied zu anderen Umbenennungen durch die Nationalsozialisten wurde dies nach 1945 nie rückgängig gemacht. Nun fast 90 Jahre später konnte man sich verschämt dazu durchringen wenigstens einem Aussichtspunkt in der Straße Heines Namen zu geben. Eine Posse, die auf erstaunliche Weise Heines, durch Ironie und Spott geprägtes Verhältnis zu „Stukkert am Neckarstrome“ und der schwäbischen Dichterschule, widerspiegelt. Im Unterschied zu Heine sind deren Protagonisten wie Schwab, Uhland und Kerner mit Straßen- und Schulnamen in Stuttgart präsent. Die Lesung wirft ein unterhaltsames Licht auf diese Auseinandersetzungen, ohne jedoch den ernsten Hintergrund des salonfähigen Antisemitismus in der Kunst zu vergessen.
Eine StolperKundst-Produktion in und mit dem Stuttgarter Schauspielhaus.
Premiere: 29. Januar 2023, im Foyer des Schauspielhauses
Lesung:
Boris Burgstaller
Karin Hauter
Gesang:
Lena Spohn
Klavier:
Mildred Derenty-Camenen
Szenische Einrichtung
Christian Werner
Dramaturgische Beratung:
Gwendolyne Melchinger
In einem ausführlichen Artikel beleuchtet Oliver Stenzel in der Kontextwochenzeitzung den historischen Hintergrund dieser Produktion. Den Artikel finden Sie hier.